für (präpariertes) Klavier mit Zusatzinstrumenten
Light Blue ist eine Sammlung von drei kurzen Klavierstücken, die auf eine Initiative des holländischen Pianisten Marcel Worms zurückgehen, der Dutzende von internationalen Komponisten um Blues-Kompositionen gebeten hat. Die Stücke spielen bewußt mit Blues-Allusionen, wobei in meinen Stücken diese Charakteristika gelegentlich gegenüber anderen musikalischen Aspekten zurücktreten: so wird in allen drei Stücken die Klaviatur über weite Strecken verlassen; viele Passagen sind entweder präpariert oder werden gezupft. Das erste Stück, Kalim’balu sieht zusätzlich den Einsatz eines afrikanisches Daumenklaviers vor, Kalimba oder M’bira genannt vor. Das zweite Stück, Blue Marble, entwickelt die Idee der Quintverwandtschaft, die im Blues harmonisch bestimmend ist, während die dritte Komposition Dichrome Bleu, auf den Kontrast der musikalischen Elemente Tempo, Klangfarbe und Tonhöhenverlauf setzt.
Light Blue is a cycle of Blues-like compositions inspired by the Dutch pianist Marcel Worms and written between 2001 and 2004. The three pieces, Kalimbalu, Dichrome Bleu and Blue Marble, focus on different sonic and structural possibilities of the piano whereby the first one (the title Kalimbalu derived from German Kalimba Blau) with its musical landscape somewhere between Indonesia and Africa also requires the use of an additional Kalimba. The second piece “Dichrome Bleu” is a reference to Yves Klein’s painting “Monochrome Bleu.” It is characterized by a formal development in which two antithetical sections “infect” each other in a third section combining features of the preceding ones, whereas the third piece Blue Marble (its title referring to a marble required for an inside-piano effect) displays the contrasting characters of playing on the strings and a Prokofiev-like outbreak on the piano keyboard.
Dichrome Blue (2004), der zweite Blues in einer Sammlung aus drei Stücken, bezieht sich zunächst auf das berühmte Gemälde Monochrome Bleu von Yves Klein. Wie der Titel suggeriert, werden in diesem Blues zwei Gesten (Farben) vorgestellt, die sich allerdings in einem dritten Teil miteinander vermischen, indem sie Charakteristika beider vorangegangener Teile annehmen. Dichrome Blue bezieht sich allerdings auch auf die verwendete Chromatik, die mal in Halbtonschritten steigenden und fallenden Durdreiklängen und mal in einer 14tönigen durch Quintfolgen geprägten Reihe vorgestellt wird. Die harmonischen Fortschreitungen ähneln einem erweitertem Bluesschema und bestimmen auch die Transpositionen der Reihe. Dies hat vor allem im dritten Teil zur Folge, dass der Hörer trotz der verwobenen Chromatik die typischen Akkordfolgen deutlich wahrnimmt.
“’Blue Marble’ (2001) wurde in einer Phase zum Teil tumulthafter Veränderungen in meinem Leben geschrieben.
Als Osama Bin Laden das World Trade Center niederbrennen ließ, gaben mir die Gedanken an dieses “infernalischste aller Kunstwerke” keine Ruhe mehr; war ich nur wenige Tage zuvor selbst eine der Strecken geflogen, von denen die Flugzeuge abzuweichen gezwungen wurden, um als ‘lebende Fackeln’ in die Gebäude zu stürzen. Gleichzeitig wartete ich monatelang in Anspannung auf das Ergebnis, das mir eine neue und aufregende berufliche Perspektive eröffnen sollte. Es ist schon dem Nachdruck von Marcel Worms zu verdanken, dass ich nicht ins Schweigen verfallen bin (“to procrastinate” wie die englisch Sprechenden sagen), und ein Blues, war er nicht eine schöne Form, durch die man seine Emotionen sprechen lassen konnte?
Ich dachte an etwas, das meine Gefühlslage komplementieren sollte, etwas ruhiges, ätherisches, auf den Saiten. Allerdings hält es die Musik dortnicht lang, es drängt sie zu den Tasten, wo sie sich kurz Luft macht.”
Info
Creation/revision date: 2001-04
Duration: 12′
Premiere: 12. Januar 2005, taktlos, Bayerischer Rundfunk, by Jennifer Hymer
Publisher: peermusic
Links
Kalimbalu.mp3 |
Dichrome_Bleu.mp3 |
Blue_Marble.mp3
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