Weitere Texte

Answering-machine texts (see bottom for English translation)Prolog:

Ja, das bin ich, Georg. Schade, daß Du das nicht aufzeichnest, aber ich versuch’s trotzdem:

Als wär das Singen aller Menschen gut,

als könnte man doch wirklich eine Oper neu erfinden,

als könnte man wie schon früher singen,

als könnte man sagen: „Das ist eine Handlung!“,

und so als wäre es eine große stumme Wandlung,

als wäre es immer noch, als wär’n die Noten so gehetzt,

als müßte man von einer Frau, die schießt – und nicht genau –

so sagen: „Das ist zu schnell, das ist zu schnell!“

Intermezzo:

Ja natürlich, Georg, bin ich ganz befangen, nachdem ich so groß angekündigt habe, daß ich ständig weitere Texte durchgeben würde, wobei es eine schöne Form ist, eine Sache nicht aufzuschreiben, die einen Ton haben muß…

Heute habe ich nur eins; und das ist das Wort, das ich erfahren habe, daß es ein solches Tier auch gibt, das heißt Nacktschnecke. Das sind Schnecken ohne Haus. Jetzt müßte man herausfinden, ob die Schnecken vielleicht einen Ton haben, einen Ton geben, gib doch Ton, und was es eigentlich heißt – ich denk’ mir, die müßten ganz gefährlich sein – Nacktschnecken ohne Haus. Außerdem gibt es von Schnecken immer nur die weibliche Form: die Schnecke und die baut sich ein Haus und wenn sie das schon hat und wenn das ihre Eigentümlichkeit ist, und sie ist eine Nacktschnecke, dann müßte man mal sehen, was kriecht denn eigentlich in der Wohnung von unserer Heldin oder unserem Beispiel herum. Jedenfalls, das Wort Nacktschnecke müßte es sein; wo bewegt sie sich – und wir müßten es untersuchen können.

Und im folgenden sehen Sie den Sprung ins Herz der unserer Oper: den Mord, den wir Ihnen schon am Anfang angekündigt haben; in verschiedenen Möglichkeiten: Zuerst einmal als eine Musik ohne einen Text. Der Schuß auf die zwei Professoren. (Dann kommt die Musik.) Jetzt hören Sie es in der Kunst des Librettisten ohne die Kunst des Komponisten, nur als eine Sprache (dann kommt die Beschreibung). Und jetzt können Sie es sehen. Die Töne sind verschwunden, die Sprache ist schon tot, hier sind die Bilder (und dann kommt: die Photos), und nun sehen Sie es getanzt. Zwei Künste, die der Musik und die der Bewegung; und nun sehen Sie es mit dem Tanz und mit den Worten, und nun sehen Sie es mit der Kunst des Wortes und der Musik. Welche ist eigentlich die dümmere und welche beschreibt nun genauer das Bild, was Sie sich von einem Mord machen. Und jetzt: (und dann müßen alle Künste zusammenkommen) und das ist das Herzstück, der An-Fall, um den es geht.

Und jetzt ist mir das zu peinlich, weil ich weiß, daß Du, Georg, zuhörst und jetzt bitte nimm doch mal den Hörer ab, falls Du ….

Epilog:

Es müßten immer wieder die Erinnerungen an eine Oper auftauchen. Vielleicht ist das auch richtig: nicht der Entwurf, sondern vielleicht die Erinnerung an eine Oper wäre vielleicht richtiger. Das heißt, es hätte eine solche geben sollen. Heute weiß ich ja gar nicht mehr als das Wasser, worüber wir ja geredet haben: das Tote Meer und die Tiere, die darin herumkriechen und die Doktorarbeiten, die dabei geschrieben werden sollen und die Grenzen, die wo sich eigentlich für wen wie befinden. Das war’s. Morgen vielleicht mehr. Meer.

Translation of the improvised texts:

Intermezzo:

Yes of course, Georg, I am all embarrassed, after I boldly announced to always send you more texts, while it’s a nice form not to write down something that ought to have a sound …

Today I have one thing; and that’s the word, I was told that such an animal really exists, that’s Nacktschnecke. That are snails without shell. Now, one should find out whether these snails have a sound, give a sound, give a sound!– and what it actually means, I think they must be extremely dangerous, Nacktschnecken without shell. Besides, for Schnecken there is a only the femal form: die Schnecke und she builds herself a shell, and if she has done so, and if that’s her property, and she’s a Nacktschnecke, then we should see what’s actually crawling about in the appartment of our heroine or of our example. Nevertheless, it needs to be the word Nacktschnecke, where does she move – and we should be able to examine it.

And in the following you will see the leap into the center of our opera: the murder that we had already announced to you in the beginning – in different possibilties:
First as a music without a text. The shooting of the two professors. Now you will hear it in the librettist’s art without the art of the composer, as a language only. And now you can watch it. The sounds have disappeared, the language is dead, here are the images. And now you will see it with the art of word and the art of music. Which one describes more accurately your impression of a murder? And now: And this is the center piece: the case this is all about.

Schreibe einen Kommentar