für zwei Bohlen-Pierce Klarinetten und Synthesizer
“Beyond the Horizon” für zwei Bohlen-Pierce-Klarinetten und Synthesizer ist ein Ergebnis meiner fortgesetzten Beschäftigung mit der Bohlen-Pierce-Skala, die sich durch ihre besonderen akustischen Eigenschaften auszeichnet und somit wie für die Klarinette geschaffen ist. Dabei steht auch die hypothetische und eher philosophische Annahme im Vordergrund, wie eine Welt aussehen würde, wenn sie, wie das Klarinettenspektrum, nur aus ungeraden Zahlen bestünde. Aber gerade solche Annahmen regen die Phantasie des Komponisten an, im Bemühen, Parallelwelten zur omnipräsenten 12Tönigkeit zu erschaffen. Da bei Bohlen-Pierce die Duodezim, oder Tritave – wie Bohlen den Oktaversatz nennt – im Vordergrund steht, liegt es nahe, mit Mitteln der Computertechnologie Klänge zu konstruieren, bei denen die Obertonreihe so gestreckt ist, dass der zweite Teilton dort zu liegen kommt, wo sich normalerweise der dritte befindet. Diese künstlichen, nach Glocke klingenden Spektren wurden dann leicht modifiziert, um ihre so genannte sensorische Dissonanz bei Zwei- und Mehrklängen zu minimieren. Dadurch ergibt sich eine Übereinstimmung der spektralen, harmonischen und tonalen Dimension, wie wir sie auch bei dem 12stufigen Tonsystem kennen.
Der von Marcia Lemke-Kern vorgetragene Text der Kosmologen Lawrence M. Krauss und Robert J. Scherrer (“End of Cosmology?”) versteht sich als Anregung, über die Existenz von parallelen (auch tonalen) Welten nachzudenken, die vielleicht bereits aus dem Blickfeld verschwunden sind.
Info
Duration: 7 minutes
Premiere: Hamburg, June 13, 2008 by Nora-Louise Müller, Anna Bardeli, Bohlen-Pierce clarinets; Andrej Koroliov, synthesizer; Georg Hajdu, electronics
Publisher: manuscript
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