Pressemitteilung

Am 2. und 3. Oktober 1999 um 20 Uhr wird meine multimediale Oper Der Sprung nach einem Originallibretto des namhaften Berliner Schriftstellers und Filmemachers Thomas Brasch am Theater im Pumpenhaus (Gartenstrasse 123, 48147 Münster) in einer konzertanten Fassung uraufgeführt werden.
Thomas Brasch hat sich mit Filmen wie Der Passagier (Cannes, 1987), durch Prosa, Theaterstücke und Shakespeare-Übersetzungen einen Namen gemacht.

An der Aufführung nehmen 30 namhafte Musiker aus dem Münsterland und dem Rheinland teil; die Integration von Computern setzt zudem die Arbeit des Münsteraner Ensembles WireWorks fort, das gerade kürzlich nach Lissabon zu dem renommierten Festival für elektroakustische Musik Musica Viva eingeladen wurde.

Die Oper Der Sprung beschreibt den Fall (sic!) einer schizophrenen Turmspringerin und Philosophiestudentin, die ihre Professoren an- bzw. erschießt, und ist in mehrfacher Hinsicht aktuell:

1. Der innovative Aspekt
Der musiktheatralische Gestus von Der Sprung ist vom 19. Jahrhundert genausoweit entfernt wie von der hypertrophen post-wagnerianischen Oper des 20. Jahrhunderts. Statt dessen haben Monteverdi, Kurt Weill und Bob Ashley Pate gestanden bei der Entwicklung eines alternativen Musiktheaters. Der Oper liegt eine innovative formale Gestaltung zugrunde, bei der Text und Musik unzertrennbar verwoben ist – weil aus der selben akustischen Quelle abgeleitet.
Eine nicht-symbolische Ebene (Text – zum Beispiel vom Anrufbeantworter – und Musik sind nicht in einer Partitur fixiert) wird in den die Oper einrahmenden Hörspielteilen durchgeführt.

2. Der multimediale Aspekt
Der Sprung setzt Computertechnologie ein, die in jahrelanger Arbeit parallel zur Partitur entwickelt wurde. Dabei war die Entwicklung von zahlreichen Computerprogramme zum Teil erst die Voraussetzung für die eigentliche Komposition, wie etwa in der dritten Szene des ersten Aktes, wo das entgleiste Denken der Protagonistin durch die Verwendung neuronaler Netzwerke quasi nachgezeichnet wurde.

3. Der stilistische Aspekt
Die pluralistische Stilistik der Oper ist im Grenzbereich zwischen Pop, Rock, Jazz und Neuer Musik angesiedelt. Dabei wird Stil als Sinn und Zusammenhang stiftendes Prinzip verstanden und dient zur Illustration der multiplen Identitäten, die von der Protagonistin angenommen werden.

4. Der zeitgeschichtliche Aspekt
Der Oper beleuchtet eine zeitgeschichtliche Thematik, die hinter dem eigentlichen Mordfall verborgen ist: Es geht um Schuld und Sühne im geteilten Nachkriegsdeutschland.

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